Der Zukunft den Weg ebnen: Heinrich-Thein-Schule bekam hohen Besuch
Das Präsidium des Bayerischen Landtags war zu Besuch bei der Heinrich-Thein-Schule in Haßfurt: Landtagspräsidentin Ilse Aigner zeigte sich „tief beeindruckt“.
Hohen Besuch bekam kürzlich die Heinrich-Thein-Schule in Haßfurt: das Präsidium des Bayerischen Landtags unter der Leitung von Landtagspräsidentin Ilse Aigner kam im Rahmen eines sogenannten Regionalbesuches in den Norden Bayerns. Ziel war, vor Ort aktuelle Entwicklungen zu erkennen und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Aufmerksam gemacht wurde das Präsidium auf die Schule durch die Verleihung des „Bayerischen Miteinander-Preises 2014“. Diesen hatte die Schule für die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Adolph-Kolping-Schule Schweinfurt erhalten.
Nach der Begrüssung durch Landrat Wilhelm Schneider, der sichtlich angetan war, dass die Delegation den Landkreis Hassberge und hier die Heinrich-Thein-Schule als ein Reiseziel auserwählt hatte, stellte die Schulleiterin Heidrun Görtler das Schulkonzept vor, mit den Kernaussagen: „Wir sind für alle da“, „Wir leben am Puls der Zeit“ und „Lernen kann faszinieren“.
Sie nannte belegende Fakten: von den aktuell 1.104 Schüler/innen haben 90 Abitur, 98 sind ohne Abschluss. Das Alter bewegt sich zwischen 15 und 42 Jahren, 40 Nationen sind hier zugegen. Sie sähe es als ihre Aufgabe, „die Schüler/innen möglichst individuell gemäß ihrer Stärken und Schwächen gezielt zu fördern“, und habe gerne das Ohr bei den jungen Menschen, um auch das Schulprogramm am Puls der Zeit zu halten: „die Schüler finden die Ideen“. Schüler mit und ohne Förderbedarf, die einen Ausbildungsberuf erlernen, werden in der Berufsschule gemeinsam in Kooperationsklassen (Inklusion) unterrichtet.
In Umsetzung ihres Schulkonzeptes liess sie nach ihrem Vortrag Auszubildende zu Wort und Tat kommen. Alina Estenfelder und Alina Simon, beide wohnhaft im Steigerwald, besuchen die 12. Klasse der Berufsfachschule für Ernährung und Versorgung,. Sie präsentierten das hausgemachte Fingerfood, ausgesprochen köstliche kulinarische Genüsse, appetitanregend angerichtet.
Tim Fischer gehört zu der Abi + Auto Gruppe. Er sitzt am Computer, sucht und findet Fehler am Fahrzeug, ist fasziniert von dem Gesamtgefüge, das aus Blech, Plastik und Elektronik ein rollendes Medium modernster Bauart werden lässt.
Vom Verbrenner würde er sich nur ungern trennen, sagt er und hofft, dass dieser per synthetischer Kraftstoffe noch eine große Zukunft hat. Und doch lässt er sich auch auf die E-Mobilität ein.
Sein Lehrer Torsten Frentz ist ein ausgesprochener Experte auf diesem Gebiet. Frentz reist, wie er sagt, „durch ganz Bayern, um hierzu zu unterrichten“. Moritz Ulses und Katharina Graf zeigten sich fasziniert von der Möglichkeit, das KFZ Handwerk von der Pike auf zu erlernen. Die Ausbildung, so war im Raum zu hören, diene evtl. als Grundlage für ein anschließendes Studium, und vielleicht auch, um später im mittleren Management eines großen Autohauses einsteigen zu können.
Gute Ausbildung mit hohem technischen Standart öffne auch den Industrie 4.0 Spezialisten beruflich Tor und Tür. wovon sich unter den Teilnehmern auch Thomas Gehring, Landtagsvizepräsident, ein Bild machte und ein vor seinen Augen im 3 D - Drucker entstandenes Plastikteil als Erinnerungsstück in seinen Händen hielt.
Seit nunmehr acht Jahren beschäftigt sich Oberstudienrätin Bianca Olerich mit der sogenannten Flüchtlingsbeschulung. Eingeteilt werden die Zugewanderten aktuell in zwei Flüchtlingsklassen, „einzig und allein nach dem Wissenstand in Deutsch“. Aus der Ukraine sind vergleichsweise wenige Schüler hier, derzeit sind es acht an der Zahl. Die Lehrkräfte bringen den Schülern die deutsche Sprache bei, kümmern sich um eine geeignete Fachausbildung, unterrichten über Recht und Kultur. Maler, Heizungsmonteure, Elektriker und Pfleger konnten sie schon zur Ausbildung bringen. Aufmerksam verfolgte ihre Ausführungen auch Alexander Hold, nebenberuflich Fernsehstar und in seiner Partei Sprecher für Asyl und Integration, der in seiner Homepage schreibt: „Ein Rechtsstaat, der seine Gesetze konsequent durchsetzt, hat es nicht nötig, seine Menschlichkeit aus den Augen zu verlieren“. Bei Ilse Aigner hinterliess die Präsentation von Bianca Olerich offensichtlich tiefe Eindrücke. Olerich berichtete im Nachgang, die Landtagspräsidentin hätte sich von ihren Ausführungen gegenüber sehr interessiert gezeigt, sich ausdrücklich für die Arbeit von beiden Gruppen bedankt, und das knapp bemessene Zeitbudget schlichtweg ignoriert. Was unsere jungen Zuzüglinge hier lernen, nahm Aigner Olerich zufolge mit, sind „alles Berufe, die wir brauchen“.
Der Vielfalt der Ausbildungsangebote war es geschuldet, dass sich die Weiterfahrt der Besuchergruppe um ca. 30 Minuten verschob. An einem Stand zur Thematik Fairtrade, auch eine Herzensangelegenheit der Schule, wurde der Werdegang eines T-Shirts beschrieben. „Wenn ein T- Shirt für 1,99 € zu haben ist, und man die Transportkosten und Handelsspannen berücksichtigt, was bleibt da den Herstellern?“ stellte Steffen Vogel beim Anblick der Präsentation zur Diskussion.
Auch die Fleischer hatten ihren Stand, sie konnten stolz berichten, dass die Schule kürzlich mit 2 Kammersiegern glänzte. Und auch sie nehmen aktiv am Gesellschaftsleben teil. So produzierten sie vor nicht allzu langer Zeit speziell „Wurst für die Ukraine“. Daneben präsentierte sich der IT - Stand. Auch hier dauerte es eine Weile, bis sich Ilse Eigner und ihr Team dem Zeitdruck beugten.
Zur Frage, wie sich die Schule fit mache für die Zukunft, äußerte sich Görtler sehr optimistisch: „im Kollegium sprudeln die Ideen“. Alle lassen sich nicht finanzieren, aber dann könne man den jungen Menschen zumindest „Ideen mitgeben“.
Im Einzelgespräch mit dem Vertreter der Mainpost fasste Ilse Aigner ihre im Rahmen des Besuches gewonnene Erkenntnisse zusammen. Einleitend sprach sie davon, wie angetan sie gewesen sei bei der Anreise von der hügeligen Landschaft hier in Unterfranken, und wie herzlich sie hier empfangen wurde: „Die Gegend ist so lieblich wie die Leut“. Und was die Schule betrifft, zeigte sie großen Respekt und zählte auf, was sie so beeindruckte: das Integrationsvermögen der Schule, von Jugendlichen ohne Schulabschluss bis hin zu Abiturienten alle unter einem Dach zu vereinen. Weiterhin die Integration der zugewanderten Jugendlichen in unser Gesellschafts- und Arbeitsleben; und nicht zuletzt der Ausbildungsstandard, der in der Schule unseren Jugendlichen den Weg in die Zukunft ebnet.
Für Landrat Wilhelm Schneider war der Besuch der Delegation etwas Besonderes, wie er auf dem Weg zurück zur Arbeit noch resümierte: „Er war eine Ehre für uns“. Sowohl, dass sie in den Landkreis kam, als auch der Besuch der Schule, die mit der Zeit geht, und deren guter Ruf und Einzugsbereich sich weit über den Landkreis hinaus erstreckt.
Text: Wolfgang Aull
Bilder: © Bildarchiv Bayerischer Landtag, Foto Stefan Obermeier,
Wolfgang Aull, Heinrich-Thein-Schule